Der Frust in der Branche über Kürzungen und Absagen ist für Sylvia Vana, die Leiterin der Filmförderung im Wirtschaftsministerium, zum Teil verständlich. Im Gespräch über den aktuellen Ärger bei den Filmförderungen betont sie, dass für Fisa+ grünes Licht gegeben werde – trotz der Herausforderungen. Sylvia Vana Filmförderungen Ärger steht aktuell im Zentrum der Diskussion um Transparenz und Kommunikation im Fördersystem.
Das Film- und Seriengeschäft hat schon bessere Zeiten gesehen. Steigende Kosten führten dazu, dass die Streamingriesen ihre Aufträge massiv drosselten. In Österreich verschärfen Regierungswechsel und Sparbudget die Situation. Weniger Förderungen und Verzögerungen bei der Kinoförderung ÖFI+ und dem Wirtschaftsanreizmodell Fisa+ führten zu Verschiebungen bei Produktionen, geplante Drehs wanderten ab, Verunsicherung hinsichtlich Planungssicherheit machte sich breit. Jetzt zeichnet sich Bewegung in der Branche ab – auch durch öffentliche Stellungnahmen wie „Sylvia Vana Filmförderungen Ärger“, die für neue Impulse und Diskussionen sorgen.
Medienminister Andreas Babler will mit einer “selektiven Kulturförderung” heimische Filme stärken. Ab September sollen Produktionen für Fisa+ um Steuervergünstigungen wieder einreichen können. Die Drehpläne dürften sich danach rasch wieder füllen, glaubt Sylvia Vana, Mitentwicklerin der Fördermodelle ÖFI+ und Fisa+ im Wirtschaftsministerium. Im Interview spricht sie über Missverständnisse im Fördersystem, überzogene Erwartungen von Filmleuten, neue Spielregeln für Streamingproduktionen – und über den aktuellen Sylvia Vana Filmförderungen Ärger, der viele Diskussionen auslöste. Dennoch zeigt sie sich für die Zukunft zuversichtlich.
STANDARD: Sie gelten als Geburtshelferin für die Filmanreizmodelle ÖFI+ und Fisa+. Seit der neuen Regierung fließen keine Gelder, trotz mehrmaliger Versprechen kann man nicht einreichen. Wie geht es ihnen?
Vana: Für Fisa+ sind Mittel für die Jahre 2025–2028 bzw. 2026–2029 vorgesehen. Projekte aus dem Jahr 2024 wurden genehmigt und werden umgesetzt. Die alten Fisa+-Sonderrichtlinien laufen wie geplant am 31. 12. 2024 aus. Die Abstimmung der neuen Richtlinien ist nach dem Budgetbeschluss in Arbeit und wird aktuell geprüft. Zusammen mit dem Finanzministerium arbeiten wir daran, das Antragsportal so schnell wie möglich wieder zu öffnen.
STANDARD: Die Gegenwart wird von Produzierenden als düster beschrieben. Ist das auch Ihr Eindruck, oder sind die Filmschaffenden nach dem Streaming-Hype einfach zu anspruchsvoll?
Vana: Ich verstehe die Verunsicherung zum Teil. Das ist der Zeit geschuldet und nicht nur in der Filmbranche so, sondern in anderen Branchen auch. Aber gerade für den Film kann ich sagen, dass derzeit viel gedreht wird, wir eine Anzahl von Projekten in der Pipeline haben und laufend Anfragen bekommen. Also ich bin grundsätzlich positiv eingestellt.
STANDARD: Dann ist der Furor der Vienna Film Commission über den Absprung von Produktionen, etwa von The White Lotus, übertrieben?
Vana: Dass im konkreten Fall die fehlende Förderzusage ein Grund für HBO war, nicht hier zu drehen, können wir nicht bestätigen. Grundsätzlich wird über so große Projekte im Vorfeld nicht öffentlich gesprochen, insofern hat mich der Furor gewundert.
STANDARD: HBO hat das dem STANDARD gegenüber weder bestätigt noch dementiert. Es gab aber Projekte, bei denen die Verzögerung definitiv eine Rolle gespielt hat. Wie wollen Sie das verlorene Vertrauen zurückholen?
Vana: Wir sind bei allen Festivals vertreten und versuchen zu beraten. Wir sind jederzeit erreichbar und beantworten alle Fragen gerne. Das hatte bei manchen ein Umdenken zur Folge und führte zu Planverschiebungen. Im schlechtesten Fall heißt das, man geht in ein anderes Land. Das ist natürlich nicht erfreulich, aber einen Vertrauensverlust sehe ich nicht.
STANDARD: Welche Änderungen wird die neue Richtlinie bringen?
Vana: Die größte Änderung betrifft die Deckelung beim Standortanreizmodell Fisa+. Im Bundesfinanzrahmengesetz und im Bundesfinanzgesetz stehen heuer für bereits genehmigte und noch zu genehmigende Projekte 80 Millionen Euro zur Verfügung – 60 Millionen aus neuen Mitteln, ergänzt durch Rücklagen. Die nächsten Jahre sind es rund 54 Millionen. Die Mittel stehen fest. Man wird natürlich schauen, ob man bei den Budgetverhandlungen für 2027 Möglichkeiten zum Aufstocken hat, sofern Luft nach oben ist. Es wird außerdem eine Frist für Antragstellung und Drehbeginn geben, sodass wir die Mittel möglichst gleichmäßig verteilen können. Wir werden weiters einen Topf für Serviceproduktionen reservieren, weil wir sehen, dass die das meiste Geld nach Österreich bringen. Bei Projekten ab einer Einreichsumme von 1,5 Millionen Euro soll es zusätzlich eine verpflichtende Beratung bei der Austrian Business Agency geben, um bei fachlichen Fragen wie Drehgenehmigungen, Lizenzen, Locations oder Scouting zu unterstützen.
STANDARD: September ist ein realistischer Zeitpunkt?
Vana: Das sehe ich so.

STANDARD: Gehört nicht das ganze Fördersystem von Film und Streaming reformiert? Selbst Leute vom Fach blicken in den Zuständigkeitsbereichen zwischen ÖFI+, Fisa+, Fernsehfonds, Exzellenzbonus und ORF-Filmabkommen kaum durch.
Vana: Der wichtigste Unterschied betrifft die Kulturförderung ÖFI+ und die Wirtschafts- und Standortförderung Fisa+. Da gibt es Richtlinien und Ablaufregeln, die im Grunde genommen genauso funktionieren wie die Förderung von Halbleitern. Mit Fisa+ wollen wir mehr Streaming, mehr TV-Serien, mehr internationale Produktionen ins Land bringen. Bei ÖFI+ geht es um die selektive Förderung heimischer Kinoproduktionen. Insofern sind zwei Förderschienen berechtigt.
STANDARD: Eine Forderung der Filmwirtschaft betrifft die Investitionsverpflichtung. Der Medienminister will sie. Von Sendern wie ORF und RTL kommt ein klares No-Go.
Vana: Die Investitionsverpflichtung steht im Regierungsprogramm. Noch liegt dazu vom Medienministerium nichts auf dem Tisch, daher reden wir über ungelegte Eier.
“Als Produktionsfirma kann man schon fragen: Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es noch? Was kann man zusätzlich tun, welche Möglichkeiten gibt es?”
STANDARD: Wieso fühlt sich eigentlich nur der Staat zuständig? Durch die Standorte profitieren auch touristische Einrichtungen – etwa wenn ein Tross von Filmleuten in eine Stadt kommt, aber auch die Effekte danach, wenn wie zum Beispiel bei Emily in Paris oder The White Lotus Filmtouristen die Schauplätze besuchen. Sollten da nicht auch die Tourismuseinrichtungen herangezogen werden?
Vana: Wir haben auf Bundesebene eine klare Trennung zwischen Tourismuswerbung und Filmförderung. Auf Landesebene sind die regionalen Förderungen stärker mit dem Tourismus verknüpft. Es gibt aber auch vonseiten des Wirtschaftsministeriums das Bekenntnis, stärker mit der Tourismussektion in unserem Haus zusammenzuarbeiten, sodass wir bei Konferenzen zum Beispiel für Awareness bei Drehgenehmigungen sorgen.
STANDARD: Sollten nicht die Einrichtungen selbst etwas beisteuern? Wenn Nächtigungszahlen aufgrund von Filmtourismus steigen, könnte die Hotellerie vor Ort sich doch erkenntlich zeigen, und es bleibt nicht alles beim Steuerzahler hängen.
Vana: Ich hoffe, und ich gehe davon aus, dass es während einer Produktion direkte Verhandlungen gibt, wenn ein Hotel stärker genutzt wird. Aber darauf haben wir keinen Einfluss.
STANDARD: Müssten nicht auch die Filmleute langsam umdenken, statt sich darauf zu verlassen, von der öffentlichen Hand unterstützt zu werden?
Vana: Das ist ein spannendes Thema. Film ist neben dem künstlerischen Aspekt ein wichtiger industriepolitischer Sektor. Als Produktionsfirma kann man schon fragen: Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es noch? Was kann man zusätzlich tun, welche Möglichkeiten gibt es? Das betrifft zum Beispiel Fragen zu Lizenzen und Patentrechten. Dieses Know-how wollen wir stärker vermitteln.